Es ist uns besonders wichtig jedes Kind behutsam und individuell einzugewöhnen, um ihm den Übergang von der Familie in die
Kindertagespflege so leicht wie möglich zu gestalten.
Insbesondere im Krippenalter sollte dieser Prozess sehr sensibel behandelt werden, da es sich meist um die erste Trennung von dem gewohnten Umfeld und den
Bezugspersonen handelt und die Weichen für alle weiteren Übergänge im Leben stellt.
Zu Beginn findet während jeder Eingewöhnung ein Erstgespräch statt. Dies bietet Gelegenheit den Eingewöhnungsprozess genau zu besprechen, mögliche Ängste
zu reduzieren und die Gewohnheiten und Eigenschaften des Kindes besser kennenzulernen. Das Erstgespräch legt den Grundstein eine Vertrauensbasis zu schaffen um die Weichen für eine erfolgreiche
Erziehungspartnerschaft zu stellen.
Beim Eingewöhnungsprozess orientieren wir uns am Berliner Eingewöhnungsmodell, welches sich in der Praxis immer wieder
außerordentlich gut bewährt hat und aus 6 Phasen besteht.
1. Phase- Grundphase:
- Dauer der Grundphase: meist 3 Tage, ohne Trennungsversuch
- Bezugsperson begleitet das Kind für ca. 45-60 Minuten in die Einrichtung
- Grundphase ermöglicht dem Kind sich an die Räumlichkeiten, die Pädagoginnen, die Kindergruppe sowie die Umgebung zu gewöhnen
- Bezugsperson verhält sich während der Grundphase passiv, aber aufmerksam gegenüber den Signalen des Kindes. Sie dient für das Kind als „sichere
Hafen“
- Pädagoginnen beobachten das Bindungsverhalten des Kindes und versuchen behutsam, über Spielangebote Kontakt zum Kind aufzubauen
2. Phase- Trennungsphase:
- Bezugsperson begleitet zunächst das Kind in den Gruppenraum,
verabschiedet sich dann nach kurzer Zeit
- lässt sich das Kind schnell von der Pädagogin beruhigen oder ist es
eher gleichmütig, sollte der erste Trennungsversuch etwa 30 Minuten betragen
- wirkt das Kind hingegen irritiert, unsicher oder beginnt zu weinen
ohne sich schnell trösten zu lassen, so sollte der erste Trennungsversuch nicht länger als zwei bis drei Minuten betragen
3. Phase- Dauer der Eingewöhnung:
- kindliches Verhalten während des ersten Trennungsversuches bestimmt
das Tempo der Eingewöhnung
- meist kann nach der ersten Trennung eingeschätzt werden, ob es sich um
eine kürzere oder längere Eingewöhnungsphase handeln wird
4. Phase- Stabilisierungsphase:
- Dauer in der die Bezugsperson das Kind begleitet werden
kürzer
- die Trennungszeiten werden, unter Beachtung der Bedürfnisse des
Kindes, täglich verlängert
- akzeptiert das Kind die Trennung noch nicht, wird nochmal in die
Grundphase zurück gegangen
- es ist elementar, die bisher kennengelernten Dinge zu widerholen, um
dem Kind ein Gefühl von Gewohnheit und Sicherheit zu geben
- das Kind gewöhnt sich an die Räumlichkeiten, das heißt das in dieser
Phase die Einrichtung nicht verlassen wird
- es lernt, dass Mama/ Papa sich an der Tür des Gruppenraums
verabschiedet und entwickelt das Vertrauen, dass es genau dort auch wieder abgeholt wird
- ein Spaziergang/ Spielplatzbesuch würde das Kind in dieser Phase
irritieren, verunsichern und ein Gefühl von „Mama/ Papa findet mich nicht“ vermitteln
5. Phase- Schlussphase:
- Kind gewinnt zunehmend Sicherheit im Alltag
- Pädagoginnen werden als „sichere Basis“ vom Kind
akzeptiert
- Bezugsperson kann sich direkt vom Kind verabschieden und das Kind der
Pädagogin übergeben, es Bedarf keine Begleitung in den Gruppenraum mehr
- Kind ist nun bereits für mehrere Stunden täglich in der
Einrichtung
- hat den Alltag kennen gelernt und ist dabei, sich in die Gruppe
einzufügen
- für das Kind kommen nun neue kleine Regeln und Abläufe dazu, die es
eventuell noch nicht kennt (Raumwechsel, Spaziergang, pädagogische Angebote etc.)
- kann zu Irritation/ Unsicherheit beim Kind führen
- nun ist es wichtig, dass die Pädagogin als neue „sichere Basis“ das
Kind begleitet und ihm Sicherheit und Geborgenheit vermittelt
6. Phase -Abschluss der Eingewöhnung:
- Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn sich das Kind zum einen von
der Pädagogin trösten lässt, aber auch grundsätzlich gern in die Einrichtung kommt
- dies lässt sich gut daran erkennen, dass es Spaß und Freude im Alltag
hat, sich aktiv an Gruppenprozessen beteiligt, den Ablauf im Alltag bewältigt und sich sicher, entspannt und geborgen fühlt
Das Berliner Eingewöhnungsmodell nach infans (Laewen, Andres & Hedevari) stützt sich auf die Bindungstheorie
von John Bowlby.